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FuckUp Night: Scheitern öffentlich

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Erinnern Sie sich noch an den Zwischenruf des SPD-Abgeordneten Volker Münchow im nordhein-westfälischen Landtag vor etwa vier Jahren? Der SPD-Mann rief Christian Lindner von der FDP zu, er habe ja wohl „Erfahrung mit der Gründerkultur“, als der am Rednerpult stand. Das war eine hämische Anspielung auf Lindners Misserfolg mit seinem Unternehmen „Moomay“ während der New Economy 14 Jahre zuvor.

Wie sollen unter diesen Umständen Unternehmertum und Gründerkultur gedeihen?

Die meisten Menschen setzen aus Angst vor dem Risiko lieber auf einen sicheren Job in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis und scheuen das Risiko des Scheiterns. Die Fuckup Nights versuchen, einen Gegenpol zu setzen und die Chancen des Scheiterns in den Vordergrund zu rücken. Nur aus Fehlern lernt man schließlich. In vielen Städten wie Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln und Stuttgart gibt es die so genannten Fuckup Nights. Auf den Veranstaltungen berichten Unternehmensgründer von ihrem Scheitern.

Gemeinsam lernen und sich entwickeln

Yvonne Firdaus, Benjamin Teeuwsen und Oliver Wüntsch haben die „FuckUp-Night“ 2014 aus Mexiko importiert und im „Coworkingspace GarageBilk“ in Düsseldorf die erste Veranstaltung in Deutschland organisiert. Schon nach kurzer Zeit kamen zu einer Veranstaltung 70 bis 100 Teilnehmer, unter ihnen etwa ein Drittel Gründer aus dem IT-Startup-Bereich, ein Drittel klassische Unternehmensgründer und ein Drittel Interessierte. „Unternehmensgründer erzählen auf der Veranstaltung auf ehrliche Art und Weise über ihre Misserfolge“, sagt Teeuwsen. „Scheitern soll nicht als Makel wahrgenommen werden. Es gehört dazu und man kann viel daraus lernen. Nach einem Misserfolg macht man es eben anders.“ Oliver Wüntsch bekräftigt: „Kolumbus hat Amerika entdeckt statt den Seeweg nach Indien, Dyson hat seinen Staubsauger nicht an einem Tag erfunden und auch die heute erfolgreichen deutschen Unternehmen mussten Rückschläge verkraften. Scheitern gehört dazu, wenn man etwas Neues aufbaut, und bringt einen weiter.“

Auf den Fuckup Nights wird nicht lamentiert, sondern es werden Lehren aus dem Scheitern gezogen. Auf diesen Veranstaltungen können alle voneinander und miteinander lernen – die Gescheiterten ebenso wie Startups, die ganz am Anfang stehen, etablierte Unternehmer und sogar die ganz Erfolgreichen. Außerdem bieten die Fuckup Nights eine hervorragende Gelegenheit, Netzwerke zu erweitern, andere Arbeitsweisen kennenzulernen und vielleicht sogar Partner für ein Projekt oder eine Kooperation zu finden.

Inzwischen gibt es bereits zur Inspiration ein Fuckup-Manifest und ein Fuckup-Buch.

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Johannes Ellenberg

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