The Effective Executive

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Peter Drucker beschreibt in seinem Buch das Profil eines „effective executive“. Die Aufgabe einer Führungskraft oder eines Unternehmers ist es für Drucker in erster Linie, die richtigen Dinge zu tun – sie richtig zu tun, kommt später und heißt Effizienz. Die richtigen Dinge zu tun, heißt vor allem, für die richtigen Angebote im Markt zu sorgen. Effizienz und Effektivität sind beide wichtig, doch häufig werden zunächst vielleicht vorhandene Effizienzdefizite zu Effektivitätsdefiziten. Die Digitalisierung ist dafür ein gutes Beispiel: Deutsche Unternehmen sind schon richtig gut in Industrie 4.0 – das entspricht der Kompetenz deutscher Unternehmen bei Qualität und Automatisierung. Dagegen bewegen sie sich bei der Digitalisierung im Sinne von Geschäftsmodell-Innovationen im unteren Mittelfeld. Sie haben sich auf die Effizienz konzentriert und darüber die Effektivität vergessen. Das Operative wird zum Selbstzweck und das strategische Denken wird vergessen. Das ist angesichts des derzeitigen Booms und voller Auftragsbücher zwar zu verstehen, wird sich aber in der Zukunft rächen.

Unternehmer müssen die Zukunft im Auge behalten

Unternehmer sind nicht für die Detailfragen zuständig. Sie müssen die Firma in die Zukunft führen und für Wachstum sorgen, Ziele setzen. Wer die richtigen Dinge tun will, fokussiert auf das Ziel und handelt ergebnisorientiert. Effektivität ist demnach ein Maß für die Zielerreichung. Es geht darum, ein gesetztes Ziel mit möglichst geringen Mitteln (effizient) zu erreichen. Positive Ergebnisse erzielt eine Firma nur und ausschließlich mit dem Kunden.

Drucker dehnt den Begriff Executive aus: Für ihn sind alle diejenigen Executives, die die Fähigkeit einer Organisation, positive materielle Ergebnisse zu erzielen, verantwortlich beeinflussen können. Und das tut heute jeder Wissensarbeiter. Drucker ist im Übrigen zutiefst davon überzeugt, dass Effektivität erlernt und entwickelt werden kann.

In seinem Buch beschreibt Drucker die Fähigkeiten, die eine effektiv handelnde Führungskraft haben sollte:

  • Ihre Zeit effektiv nutzen. Das heißt, dass sie Herr über ihre Zeit sind und sie nicht für Dinge verschwenden, die das Unternehmen nicht weiterbringen.
  • Ehrlich sein und sich nicht davor scheuen, in Auseinandersetzungen zu gehen, sofern diese dem Unternehmen nützen. Beziehungen sollten arbeits- und aufgabenbezogen sowie ehrlich sein und jedes Feedback sollte demjenigen, der es erhält, nützlich sein.
  • Das eigene Ego zurückstellen. Die Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens, deshalb sollte jede Führungskraft große Sorgfalt bei der Auswahl an den Tag legen und dabei das eigene Ego zurückstellen. Drucker hält es mit Andrew Carnegie, dem Vater der US-Stahl-Industrie, der auf seinen Grabstein schreiben ließ: „Hier ruht  ein Mann, der in der Lage war, Männer einzustellen, die besser als er selbst waren.“
  • Priorisieren können und die wichtigen Dinge zuerst erledigen. „First things First“, nennt Drucker das.
  • Entscheidungen treffen und sie nicht auf die lange Bank schieben nach dem Motto „machen wir erst einmal eine Studie dazu“. Eine gute Führungskraft, so Drucker, dürfe nicht die Zeit anderer Menschen verschwenden, nur weil sie sich nicht entscheiden könne. Führungskräfte würden nicht dafür bezahlt, Dinge zu tun, die sie gern tun, sondern dafür, die richtigen Dinge zu tun.

Geschäftsmodell in Frage stellen

Effizienz kann nicht unbegrenzt gesteigert werden. Nehmen also Effizienz und Effektivität gleichzeitig ab, was bei etablierten, erfolgreichen Unternehmen oft der Fall ist, sollten die Verantwortlichen das Geschäftsmodell hinterfragen. Je länger sie damit zögern, desto höher wird das Risiko, dass die Zeit für einen Kurswechsel nicht mehr reicht. Unternehmen, die sich auf die Erhöhung der Effizienz konzentrieren, entfernen sich in der Regel vom Kunden und seinen Bedürfnissen. Sie sind mit sich selbst befasst.

Effective Executives nach Drucker verlieren jedoch niemals den Kontakt zum Markt und zu den Kunden. Damit sind wir wieder bei den Startups. Sie sind noch nicht effizient und konzentrieren sich völlig auf den Kunden, seine Bedürfnisse und den Aufbau des Marktes.

Die Produktion bei Daimler oder BMW ist zweifellos höchst effizient, während sie bei Tesla aktuell zu wünschen übrig lässt. Die Frage ist: Wem wird es besser gelingen, die Bedürfnisse der Kunden der Zukunft zu erfüllen?

 

Johannes Ellenberg

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